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VON MICHAEL MOROSOW
Unterhaching - Zwei steinerne Elefanten bewachen seit Wochen schon den Eingang zum „Shang Garden" , der neuen Gastrono-mie im Südteil der Hachinga Halle. Bislang sahen sie nur Handwerker kommen und gehen, an diesem Freitagabend werden erstmals Gäste die „Wächter" passieren. Guo Liang Fu, der neue Wirt aus Shanghai, wird von 17.30 Uhr an die wohl ebenso hungrigen wie neugierigen Besucher persönlich willkommen heißen. Diese werden Augen machen groß wie Krabbenchips, wenn sie das chinesische Speiselokal betreten. Alles neu, vom Marmorboden bis zur Decke. Kein chinesischer Kitsch, sondern ein edles Interieur erwartet die Gäste. Mehr als eine halbe Million Euro seien in die Ausstattung geflossen, sagt Jing Fu, Ehefrau des. 48-jährigen Wirts. Viel Geld, sehr viel Geld sogar für eine Lokalität, die seit mehr als 20 Jahren jeden Wirt abwirft wie ein ungebändigter Elefant jeden Reiter.
Sie wüssten von der wenig ersprießlichen Vergangenheit der Gaststätte, sagt Jing Fu. Dennoch seien sie sehr zuversichtlich, dass sie sich mit ihrem Konzept durchsetzenwerden. „Grill und Show" lautet dieses. Das heißt, der Kunde füllt seinen Teller an einem reichhaltigen Buffet mit allerlei Zutaten wie Gemüse, Fisch und exotischem Fleisch, heftet eine Heftklammer mit seiner Platznummer an den Teller,
In Gersthofen und Freising funktioniert das Konzept bereits
stellt ihn an einem offenen Teppanyaki-Grill ab und kann dann zusehen, wie einer der sechs Köche aus dem Reich der Mitte daraus ein Menü zaubert und am Tischserviert. Ein „mongolisches Grillkonzept mit Showküche" nennt Oliver Bartelt, Sprecher von Anheuser-Busch, das Konzept des Betreibers, von dem offensichtlich auch der Brauerei-Konzern überzeugt ist. Sonst hätte er wohl kaum zwei Jahre lang die monatliche Pacht an die Gemeinde überwiesen für ein leer stehendes Objekt. Doch Bartelt weiß auch, dass dieses Konzept bereits zwei Mal aufgegangen ist. Die Betreiber, die Xintiandi GbR, hat damit bereits in Gersthofen und Freising reüssiert.
„Der Dumme lernt aus seinen Fehlern, der Kluge aus den Fehlern der anderen", lautet ein chinesisches Sprichwort. In dieser Hinsicht kannte. das Ehepaar aus den Vollen schöpfen. Beinahe zwei Jahre lang hat die Lokalität keinen Wirt gesehen, nachdem Gino Erichetti am 13. Januar 2013 seine Gaststätte „La Famiglia" für immer hatte schließen müssen. Ob mit rustikal bayerischer, indischer oder mediterraner Speisenkarte - mit der Gaststätte an der Grünauer Allee 6 ist schon lange kein Wirt mehr auf einengrünen Zweig gekommen. Allein in den vergangenen zehn Jahren haben sich fünf Pächter die Klinke in die Hand gegeben. Das bislang letzte Mal, dass die Gaststätte „richtig gut" gelaufen sei, sei in Siebziger- und Achtzigerjahren gewesen, als der inzwischen verstorbene Franz Gritsch Pächter gewesen sei, erinnert sich Thomas Portenlänger, Hauptamtsleiter des Unterhachinger Rathauses. Keiner seiner Nachfolger habe die Tatsache zu nutzen vermocht, dass die Wirtschaft die einzige weit und breit sei, „die für größere Veranstaltungen tauglich ist".
Rathaus-Sprecher Simon Hötzl freut sich, dass der Leerstand im,. „Hachinger" mit der Eröffnung endlich ein Ende hat. Es handele sich um eine außergewöhnliche Wirtschaft, und vielleicht gelinge es, diese mit einem außergewöhnlichen Konzept besser zu etablieren, sagte Hötzl.
Dass man im Rathaus Guo Liang Fu und seinem Team fest die Daumen drückt, hat zwei gewichtige Gründe. Zum einem können nach langer Pause endlich wieder bewirtete Veranstaltungen in der Hachinga Halle über die Bühne gehen, und die Sportler finden nach ihren Übungen eine nahe Einkehr. Zum anderen muss die Gemeinde nicht mehr nach Alternativen zur Versorgung der Freibadgäste suchen. Der Freibadkiosk ist an die Gaststätte gekoppelt. Nachdem Gino Erichetti Anfang Januar 2013 das Handtuch geworfen hatte, saßen die Badegäste eine Zeitlang sprichwörtlich auf dem Trockenen. Händeringend hatte die Gemeinde daher versucht, diesen Ausfall rasch mit einer Übergangslösung zu komnerisieren. war dochder...ärger. der. Schwimmbadbesucher groß. Eine mobile Verpflegung lieferte zunächst wenigstens Eis und Getränke, ehe Andreas Binder das Catering übernahm und auch warmes Essen anbot. Nunmehr sorgt die Familie Fu für die Bewirtung der Badegäste und hat darüberhinaus ein attraktives Plätzchen zum sommerlichen Verweilen seiher Gäste geschaffen. Kirschbäume zieren die Freischankfläche, die an das Freibadgelände grenzt.
Dass die Umstellung der Lokalität auf eine mongolische Showküche derart lange Zeit dauern werde, darüber zeigte sich auch Rathaussprecher Hötzl überrascht. Die Baugenehmigung für die notwendigen Umbauten habe einiges an Zeit in Anspruch genommen und außerdem sei das gesamte Interieur nicht in Deutschland sondern in China bestellt worden, was ebenfalls nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen gewesen. sei begründete Jing Pu die doch außergewöhnlich lange Umbauphase.
Ein Blick in den Gastraum genügt um zu sehen, dass hier geklotzt und nicht gekleckert wurde. Edle Wandvertäfelungen, mit fernöstlichen Motiven verziert, hochwertiger Steinboden und sichtbar teure Tische und Stühle machen den Shang Garden zu einem beinahe luxuriösen Speisetempel. Die Preise sind moderat, die täglich wechselnden Mittagsmenüs kosten zwischen sechs und 8,50 Euro, ein „Familienglück für zwei Personen" 14,50 Euro, eine „Ente Hong Kong" 13,80 Euro.
Demnächst werde er zusammen mit Bürgermeister Wolfgang Panzer dem Shang Garden einen Besuch abstatten, sagte Simon Hötzl. Mit der Eröffnung ist ein großer Schritt getan für die Familie Fu, die nun die Unterhachinger Bevölkerung bei der Stange halten will. Denn wie sagt ein weiteres chinesisches Sprichwort: „Ein Geschäft offnen ist leicht; schwer ist es, es geöffnet zu halten."